Geschichte der Rosenschule

Moderne Pädagogik in historischem Gebäude

Im Jahr 2007 hatte die Rosenschule einen wahrlich „runden“ Geburtstag zu feiern:
Zu diesem Zeitpunkt beherbergte dieses Gebäude seit 100 Jahren als Schulhaus Schülerinnen, Schüler und Lehrer: mal als Volksschule, mal als Realschule, mal mit Raumabgabe an Sonderschule und Progymnasium.

Nach dem zweiten Weltkrieg diente es darüber hinaus  aber auch schon als Unterkunft für französische Soldaten.

Erst  im Jahr 1974 wurde die Rosenschule als reine Grundschule für die Stadt Trossingen eingerichtet und beherbergt bis heute ausschließlich die Schülerinnen und Schüler dieser Schulform.

Zusammen mit der Rosenschul-Turnhalle und dem Trossinger Rathaus in unmittelbarer Nachbarschaft sind diese drei zeitgleich erbauten Gebäude ein interessanter architektonischer Komplex in der Mitte der Stadt. Besonders Anklänge und Zitate des Jugendstils geben den Gebäuden ein reizvolles Äußeres.


Die Anfänge 1904 - 1906

Am 11. März 1904 fand eine Sitzung des Trossinger Ortschulrats und der bürgerlichen Kollegien statt. Bezirksschulinspektor Hiller und Rektor Schmidt als Vertreter der Schulanstalten Realschule und Volksschule machten darauf aufmerksam, dass die jährlich ansteigende Schülerzahl und die Raumverhältnisse des Schulhauses einen Schulhausneubau erfordern. In dieser Sitzung wurde beschlossen, dass ein neues Schulgebäude erstellt werden soll. Als Bauplatz komme der Brühl beim sich noch im Bau befindlichen neuen Rathauses in Frage. Es wurde schließlich die Ecke Rosenstraße / Lindenstraße gegenüber der Kinderschule gewählt. Zähe Verhandlungen mit dem Besitzer dieses Bauplatzes nahmen viel Zeit in Anspruch und führten zu einer Verzögerung des Baubeginns. So konnte die Einweihung  des  neuen  Schulhauses am 18.  November 1907  verspätet stattfinden. Gleichzeitig wurde noch die neue Turnhalle ihrer Bestimmung übergeben. Durch den Bau der Rosenschule standen der Gemeinde nun genügend Räume zur Verfügung, um allen Anforderungen, welche die Entwicklung des Schulwesens an sie stellte, Genüge zu leisten. Während der Bauzeit des neuen Schulgebäudes füllten 651 Volksschüler im Jahre 1906 die Räume des Schulgebäudes auf der Lehr (heute Hohner – Konservatorium). Zwei Klassen mussten ausquartiert werden, da nur sieben Räume zur Verfügung standen. Eine Klasse wurde im früheren Bürgersaal des alten Rathauses aufgenommen, die andere in kleinen Sitzungssaal des neuen Rathauses.

Der Erste Weltkrieg

Die Schülerzahlen stiegen weiter: Bei der Volksschule wurde daher eine Teilung der Klassen erforderlich. Am 1. April 1914 wurde die katholische Volksschule in Trossingen errichtet. Bisher besuchten alle katholischen Kinder die ihrem Alter entsprechenden Klassen der evangelischen Schule. Ab diesem Zeitpunkt wurden zunächst alle katholischen Kinder in einer Klasse zusammengefasst. Die folgenden Kriegsjahre 1914 bis 1918 bedeuteten für den Schulbetrieb eine schlimme Zeit. Erst nach Kriegsende begann wieder die Arbeit an der Weiterentwicklung des Schulwesens. Im Herbst 1918 kam eine dritte Lehrerstelle für die Realschule dazu. Auch die katholische Volksschule erhielt eine zweite Lehrerstelle. Bei der evangelischen Volksschule führte schließlich die Einführung der Grundschule zu einer weiteren Teilung der Klassen. Erneut war die Gemeindeverwaltung gefordert und sie musste nach weiteren Schullokalen Ausschau halten. Es wurden zunächst im Ökonomiegebäude des Lehrschulhauses zwei Räume eingerichtet und eine Knabenklasse wurde im früheren „Gasthaus zum Rössle“ untergebracht.

Vorkriegsjahre und Nationalsozialismus

Im August 1923 erfolgte der Verkauf des Lehrschulhauses an die Firma Hohner. Ein neues Schulgebäude wurde gebaut – die Friedensschule. Am 1. Oktober 1923 war der erste Spatenstich. Am 8. November 1923 erfolgte die Grundsteinlegung. Die Einweihung der Friedensschule war schließlich am 1. November 1924. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde 1934 die Gleichschaltung forciert – was sich auch auf das Schulleben auswirkte. Es wurde im Sinne des neuen Staates politisiert. An der Evangelischen Volksschule gab es Morgen- und Wochenschlussfeiern sowie Flaggenhissungen zu Beginn und am Ende eines Unterrichtsabschnitts. Dass diese Schule einer besonders raschen Politisierung ausgesetzt war, könnte der im Zeitungsbericht gebrauchte Titel „nationalsozialistische Versuchsschule“ hinweisen. Unter der Schlagzeile „Deutsche Volksschule in Trossingen“ wurde in der Zeitungsausgabe vom 9. 5. 1936 das Ergebnis einer Abstimmung der Erziehungs-berechtigten von evangelischer und katholischer Volksschule bekannt gegeben. Unter dem Druck der damaligen Verhältnisse hatten die Eltern „ausnahmslos“ für die Abschaffung der Konfessionsschule gestimmt.

Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg

Nach Beendigung des zweiten Weltkriegs wurde die Wiederaufnahme eines geregelten Schulbetriebs angestrebt. Die französischen Besatzer wurden im September 1945 um eine Freigabe der Rosenschule für 800 Volksschüler und 120 Oberschüler gebeten. Im Oktober 1945 wurde das von französischen Besatzungstruppen belegte Schulgebäude auf Befehl der Militärregierung geräumt. In den ersten beiden Nachkriegswintern musste die Rosenschule bei starker Kälte wochenlang geschlossen bleiben, weil Brennmaterial zum Heizen fehlte. 1953 wurden umfangreiche Planungen für eine Erneuerung der Abortanlagen erstellt. Die sanitären Verhältnisse des Klohäuschens auf dem Hof der Rosenschule waren ein Ärgernis von Generationen von Schülern. Plumpsklos und ein völlig veraltetes Pissoir entsprachen nicht mehr dem hygienischen Standard. Dieses Toilettenproblem trug nicht unwesentlich zu den Erweiterungsbauplänen der Rosenschule bei. Im Jahre 1960 erfolgte der Einbau des Schüleraborts im Bereich des ehemaligen Kohlenraums. Nachdem seit der Einweihung der Friedensschule im Jahre 1924 die Einwohnerzahl Trossingens von 5600 auf 9300 gestiegen war, herrschten abermals große Schulraumsorgen. Es gab zu wenige Klassenzimmer, die Unterrichtsräume wurden zu klein, es fehlten Fachräume für den Zeichen-, Musik-, Werk- und naturwissen-schaftlichen Unterricht, Räume für Gemeinschaftsveranstaltungen wie Schulfeiern fehlten ebenso.Es sollte der Schichtunterricht beseitigt werden, die Abortverhältnisse der Rosenschule mussten saniert werden, eine Zusammenfassung der Evangelischen Volksschule im Bereich der Rosenschule wurde angestrebt, die Einführung des 9. Schuljahrs war angekündigt, es sollte zum Ausbau der Katholischen Volksschule in eine fünfklassige Anstalt erfolgen, geplant war die Einführung einer Hilfsschule, der Ausbau des Progymnasiums zur Vollanstalt, der Ausbau der Gewerblichen- und Kaufmännischen Berufsschule, eine bessere Unterbringung der zweijährigen Handelsschule, der Frauenarbeitsschule und der Landwirtschaftlichen Berufsschule für Mädchen (Hauswirtschaftsschule). Aus diesen Gründen wurde ein Schulhausneubau als dringend erforderlich eingestuft. Angedacht war die Errichtung eines Neubaus im Gebiet des sich entwickelnden nördlichen Stadtteils. Schließlich entschloss man sich aber zum Neubau im Zentrum, was gleichzeitig einen Beitrag zur Erneuerung und zur Sanierung des Stadtkerns bedeutete.

Ein Gebäude für viele Schulen

Am 20. November 1959 war das Richtfest, nach eineinhalb Jahren wurde die Einweihung gefeiert. Am 15. Juli 1961 wurde der Erweiterungsbau der Rosenschule (Schulhausneubau an der Löhrstraße) feierlich seiner Bestimmung als „Mädchenschulhaus der Evangelischen Volksschule Trossingen“ übergeben. Mit dem Neubau an der Löhrstraße erfolgte die Trennung der Ev. Volksschule in das „Knabenschulhaus Rosenstraße“ (Rosenschule) und in das „Mädchenschulhaus Löhrstraße“ (Löhrschule). Das Schulgebäude erhielt den Namen „Löhrschule“. Dieses neue Schulgebäude beherbergte unter seinem Dach einen Festsaal (Aula), ein Lehrschwimmbecken, vier Kabinen für Wannenbäder eine Brausekabine und zwei Jugendräume für Zwecke des Stadtjugendrings. Mit dem Bau des 72 Meter langen Gebäudekomplexes der Löhrschule wurde einer großen Schulraumnot zunächst abgeholfen. Ein Jahr vor Eröffnung der Löhrschule wechselte das Rektorat. Herr Ernst Bilger wurde 1960 zum Schulrat des Bezirksschulamts Rottweil befördert und die Schulleitung ging auf Herrn Fritz Trümper über. Er wiederum wurde im Sommer 1969 von der ersten Rektorin im Kreis Tuttlingen, Frau Rosemarie Hopfensitz abgelöst. Bereits 1966 wurde die Nachbarschaftsschule Weigheim und die Konfessionsschulen Schura und Durchhausen als Volksschulen aufgelöst. Sie wurden in die Löhrschule „eingemeindet“. Zudem wurden im südlichen Teil Württembergs das „Reservatrecht“ der Konfessionsschule abgeschafft. Die letzten Rektoren der katholischen Volksschule waren Herr Bruno Angler und ab 1963 Herr Eduard Mattes. Ab Sommer 1967 bestand die Christliche Gemeinschaftsschule, die in Grund- und Hauptschule unterteilt war. Rektor war Herr Eduard Mattes;  ab 1980 übernahm das Rektorat Herr Hermann Proß. [nach oben] 1968 wurde ein Realschulzug eingeführt und im Sommer 1970 die selbständige Trossinger Realschule. Zur Leiterin wurde Frau Rektorin Rosemarie Hopfensitz ernannt. Die neu gegründete Realschule erhielt als Übergangslösung einen Fertigbau – Pavillon mit vier Klassenzimmern neben der Rosenschule. Dieser provisorische Zustand endete, als die Realschule Ende August 1974 mit 422 Schülern aus Trossingen und Umgebung im Neubau der Realschule neben dem Gymnasium einziehen konnte.

Raumnot und eine neue Lösung

Ende der Sechziger Jahre nahm die Raumnot an der einzigen Trossinger Grundschule,  der Friedensschule, ständig zu. 1965 sah mansich sogar gezwungen, den ehemaligen Kohlenkeller der Schule zum Klassenzimmer auszubauen.
Weil die Dorfschule in Durchhausen aufgelöst worden war, erhielt die Friedensschule durch die Aufnahme der Grundschüler aus Gunningen, Schura und Durchhausen die Funktion einer Nachbarschaftsgrundschule. Mit Beginn des Schuljahres 1974 / 1975 wären die ersten Klassen an der Friedensschule sechszügig gewesen. Es hätten insgesamt 23 Klassen untergebracht werden müssen. Durch den Auszug der Realschule in das neue Realschulgebäude im Jahre 1974 wurden im Löhr / Rosenschulgebäudetrakt neun Klassenräume frei. Über die Nutzung dieser frei werdenden Räume gab es unterschiedliche Vorstellungen.
So hatte im April 1974 der Elternbeirat in einem Antrag an die Stadtverwaltung gefordert, dass von der Friedensschule vier Grundschulklassen in den Pavillon neben der Rosenschule ausgegliedert werden sollen. Sie sollten unter dem Rektorat der Friedensschule belassen werden. Im Stadtrat gab es wiederum Überlegungen, dass Hauptschule und Friedensschule ihre Gebäude tauschen. Bei dieser Lösung würde für die Grundschüler der Weg zum Lehrschwimmbecken entfallen.

Ein weiteres Denkmodell sah vor, dass ein Teil der Grundschüler in die Nachbarschaftshauptschule integriert werden sollte. Aus der Hauptschule wäre eine Nachbarschafts- Grund- und Hauptschule geworden.In einer Sitzung des Gemeinderats mit dem Gesamtelternbeirat und den Schulleitern teilte der damalige Leitende Schulamtsdirektor Hägele aus Rottweil in einem Plädoyer die Meinung vieler Trossinger, dass nicht weiterhin 30 Kinder und mehr in Räumen mit einer Größe von etwa 40 m² unterrichtet werden sollten. Am Ende seiner Bewertungen für die einzelnen Denkmodelle ließ er seitens der Schulbehörde nur eine Lösung zu:

die Einrichtung einer zweiten Trossinger Grundschule.
Bei den Stadtvätern fiel dieser Vorschlag auf große Gegenliebe und es wurde die Einrichtung der eigenständigen Grundschule Rosenschule beschlossen.

Die GS Rosenschule

Erster Schulleiter der im Schuljahr 1974 / 1975 neu ins Leben gerufenen Grundschule war Herr Hans - Joachim Wernecke, der in Trossingen durch sein langjähriges musikalisches Wirken und durch seine Lehrtätigkeit an der Löhrschule kein Unbekannter war. 18 Jahre lang leitete er als Rektor die Rosenschule, bis er dann die Schulleitungsverantwortung im Jahre 1992 an seinen Stellvertreter, Herrn Konrektor  Pius Kekeisen weitergab.
Dieser leitete die Schule kommissarisch bis zu seiner Ernennung zum Rektor im Juli 1993. Im Mai 1994 war schließlich die Schulleitung wieder komplett besetzt. Die Stelle des Konrektors wurde mit Herrn Heinz Frey besetzt. In den Jahren 1978 bis 1980 wurde das Gebäude grundlegend saniert. Ende des Jahres 1992 wurde eine Fusion der Löhrschule mit der Rosenschule von der Stadtverwaltung ernsthaft erwogen. Widerstände von Seiten der Elternschaft der Rosenschule und des Lehrerkollegiums führten nach intensivem Abwägen der möglichen Vor- und Nachteile einer Zusammenlegung der beiden Schulen zum Ergebnis, dass die Eigenständigkeit beider Schularten erhalten blieb.
1996 erfolgte im ehemaligen Werkraum der Ausbau eines geräumigen Lehrerzimmers mit sich daneben befindendem Rektorat und Sekretariat. Von Seiten der Stadtverwaltung kam es im Frühjahr 2001 erneut zu Bestrebungen, die Rosenschule und die Löhrschule zu einer Grund- und Hauptschule zu fusionieren. Nach erneuten ausführlich geführten Diskussionen wurde schließlich entschieden, die beiden Schule nicht zu einer Schule zu vereinen.

Im Schuljahr 2011 / 2012 sind in den Räumen des Rosenschulgebäudes von den insgesamt elf Klassen acht Klassen untergebracht. Zwei Klassen haben im Pavillon neben der Rosenschule ihre Klassenzimmer.
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